Hecken: von der Idee bis zur Umsetzung - Einleitung

Hecken: von der Idee bis zur Umsetzung

I. EINLEITUNG

30.07.2025

1. Die Rolle der Hecken in Garten- und Landschaftsgestaltung

Hecken – vom Menschen gepflanzt, aber lebendige Strukturen – nehmen eine besondere Stellung in der Landschaftsgestaltung ein. Sie erfüllen gleichzeitig räumliche, klimaregulierende, visuelle und ökologische Funktionen (Robinette, 1983). Sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten bringen sie langfristigen Nutzen: als biologisch aktive, strukturierende Elemente, die Schutz, Schönheit und Ordnung in unsere Umgebung bringen.

Gerade in Zeiten des Klimawandels gewinnen Hecken an Bedeutung (Bolund & Hunhammar, 1999): Durch Verdunstung kühlen sie die Umgebung, erhöhen die Luftfeuchtigkeit und filtern Staub, Allergene sowie Schwermetalle aus der Luft (Nowak et al., 2006).

2. Ökologische, ästhetische und funktionale Werte

Ökologische Bedeutung
Hecken sind Teil der sogenannten linearen grünen Infrastruktur. Sie bilden durchgehende oder inselartige grüne Netzwerke und dienen als ökologische Übergangszonen (Ökotone) zwischen Lebensräumen. Dadurch erweitern sie den Bewegungsraum von Tieren und Pflanzen (Forman & Baudry, 1984). Besonders in intensiv genutzten Agrarlandschaften tragen sie maßgeblich zur Erhaltung der Biodiversität bei (Burel & Baudry, 1995).

Vielgestaltige, artenreiche Hecken sind zudem ein Paradies für Bestäuberinsekten. Durch überlappende Blühzeiten bieten sie eine kontinuierliche Nahrungsquelle (Morandin & Kremen, 2013).

Ästhetische Rolle
In der Landschaftsarchitektur sind Hecken nicht nur funktional, sondern auch gestalterisch bedeutsam: Sie setzen Kontraste in Farbe und Form, fassen Räume ein und verändern ihr Aussehen mit den Jahreszeiten – so entstehen lebendige, dynamische Gartenbilder.

Funktionen von Hecken – Übersichtstabelle

Funktionstyp Beschreibung Beispielhafte Wirkung
Ökologisch Lebensraum für Tiere, Förderung der Biodiversität Nistplätze, Blühpflanzen für Bestäuber, ökologische Trittsteine
Klimatisch Mikroklima-Regulierung durch Schatten, Windschutz, Verdunstung Kühlung im Sommer, Luftfeuchtigkeitserhöhung
Luftreinigung Filterung von Staub, Schadstoffen, Pollen und Schwermetallen Verbesserung der Luftqualität in Städten
Lärmschutz Reduktion von Umgebungslärm durch dichte Bepflanzung Geräuschdämpfung an Straßen oder Spielplätzen
Boden- und Wasserschutz Verhinderung von Bodenerosion und Oberflächenabfluss Stabilisierung von Böschungen, Pufferzonen bei Starkregen
Räumlich-strukturell Gliederung von Garten- und Landschaftsräumen, Sichtschutz, Einfriedung Abgrenzung von Grundstücken, Wegeführung
Ästhetisch Gestaltungselement in der Landschaftsarchitektur Farbliche Akzente, Jahreszeitenwechsel, Formschnitt
Kulturell-historisch Träger historischer Strukturen, symbolische Bedeutung Flurgrenzen, traditionelle Landschaftsbilder, Kulturerbe
Sozial-kommunikativ Förderung von Nachbarschaft, gemeinschaftlichem Gärtnern und Wissenstransfer Heckenprojekte in Siedlungen, Schul- oder Gemeinschaftsgärten

3. Ein kurzer kulturhistorischer Rückblick

Hecken begleiten den Menschen seit Jahrtausenden. Schon in neolithischen Agrargesellschaften dienten dichte, dornige Gehölze wie Weißdorn oder Schlehe als natürliche Barrieren (Rackham, 1986). Später wurden sie auch zur Abgrenzung von Grundstücken genutzt – ein Symbol für Besitz und Schutz.

Im Römischen Reich waren geschnittene Hecken (topiaria ars) fester Bestandteil der Gartenkunst. Im mittelalterlichen bäuerlichen Umfeld markierten sie Übergänge zwischen Hof und Wald. Im 18. Jahrhundert setzte die englische Landschaftsarchitektur auf naturnah geformte Hecken als gestalterisches Element (Brown, 1987).

Heute erleben Hecken ein Revival: als natürliche Abgrenzung in urbanen Räumen, als grüne Infrastruktur zur Klimaanpassung oder als lebendige Zäune und vertikale Gärten in modernen Stadtlandschaften.


Literaturverzeichnis

  • Bolund, P., & Hunhammar, S. (1999). Ecosystem services in urban areas. Ecological Economics, 29(2), 293–301.

  • Burel, F., & Baudry, J. (1995). Species biodiversity in changing agricultural landscapes. Ecography, 18(3), 333–339.

  • Forman, R.T.T., & Baudry, J. (1984). Hedgerows and hedgerow networks in landscape ecology. Environmental Management, 8(6), 495–510.

  • Morandin, L. A., & Kremen, C. (2013). Hedgerows enhance beneficial insects on adjacent tomato fields in an intensive agricultural landscape. Agriculture, Ecosystems & Environment, 189, 164–170.

  • Nowak, D. J., Crane, D. E., & Stevens, J. C. (2006). Air pollution removal by urban trees and shrubs in the United States. Urban Forestry & Urban Greening, 4(3–4), 115–123.

  • Rackham, O. (1986). The History of the Countryside. Dent, London.

  • Robinette, G. O. (1983). Plants, People, and Environmental Quality. U.S. Department of the Interior.